Die erste Entscheidung, die du als leadership woman zu treffen hast


Man kann meist viel mehr tun, als man sich gemeinhin zutraut.“

(Aenne Burda, deutsche Unternehmerin)

Eine meiner Lieblingsfragen, wenn ich mit jungen Führungsfrauen (Generation Z) ins Gespräch komme, ist: „Wie bist du dazu gekommen, in eine Führungsposition zu gehen?“ Hier die drei häufigsten Antworten

„Ich habe selbst unter schlechter Führung gelitten. Ich will es besser machen. Ich werde auf Augenhöhe führen.“

„Ach, mein Chef hat mich gefragt und ich hab mir gedacht, wenn er mich schon ausgewählt hat, dann will ich auch nicht enttäuschen.“

Junge Unternehmerinnen: „Die Unternehmensübergabe war schwierig. Irgendwie schien niemand so richtig zu passen. Ich habe mich dann einfach verpflichtet gefühlt (gegenüber den Eltern oder dem Vorgänger) und mir gedacht, das kriege ich schon irgendwie hin.“

Der zentrale Unterschied zwischen Frauen und Männern: Die meisten Frauen entscheiden sich, weil sie jemandem oder der Situation gerecht werden wollen. Die meisten Männer entscheiden sich (immer noch) für eine Führungsaufgabe, weil sie glauben, dass sie der Richtige für den Job sind – und ihr Führungsumfeld glaubt das Selbe (Albright Studie 2019: „Die Macht hinter den Kulissen“). Dieses Muster hat sich heute auch wieder beim #fcbayern mit dem neuen Sportdirektor Max Eberl wiederholt. Ein himmelweiter Unterschied!

Gerade junge Frauen sind aufgrund ihrer Ambitionen, allem gerecht werden zu wollen, oft vom Start weg im Nachteil, denn:

  • Ihre Positionierung ist nicht eindeutig. Sie werden oft als Kümmerin, Seelsorgerin oder Konfliktharmonisiererin gesehen. Aber nicht als Chefin, die für eine Vision kämpft, den Ton angibt oder klarmacht, wohin die Reise geht. Und warum es sich für die Mitarbeiter lohnt, da mitzugehen.
  • Der Kampf gegen die alten Klischees macht Frauen Führung schwerer. Frauen werden als Frau gesehen. Mit allen typischen Zuordnungen, die zuerst mal in den Köpfen gesetzt sind: „Eine Frau muss doch Verständnis haben.“ „Eine Frau kann doch nicht einfach mit der Faust auf den Tisch hauen.“ „Eine Frau muss erst mal beweisen, dass sie was drauf hat.“ Alte Sprüche ganz tief aus der modernden Klischeekiste.
  • Was die wenigsten Führungsfrauen wissen: Die meisten von ihnen scheitern nicht an der gläsernen Decke. Nicht an ihren Kompetenzen. Und erst nicht an ihrer Unähnlichkeit zu den Vorgesetzten. Sondern zu allererst an einer eigenen Entscheidung im Kopf: Zu welcher Gruppe im Unternehmen fühle ich mich zugehörig? Will ich der Klassensprecher meines Teams sein? Will ich es allen recht machen? Oder fühle ich mich als ein Mitglied des Führungszirkels?

Diese erste Entscheidung wird in den meisten Fällen nur von den wenigsten erkannt! (mir selbst hätte es immens geholfen, wenn mir diese Frage jemand bei meiner ersten Teamleitung gestellt hätte!). Oder sie wird relativiert, nach dem Motto: „Jetzt fangen wir einfach mal an und dann sehen wir schon, wie sich die Dinge entwickeln.“ Das ist nicht leadership. Das ist „wanna be everybodys darling.“ Doch everybodys darling folgen die Leute nicht. Weil der Kurs „lasst uns mal schauen…“ kein Kurs ist. Und weil everybodys darlings gerne herumgeschubst werden. Aber ernst genommen werden sie nicht.

Mach dir klar, zu wem du dazugehörst!

Die Frage der Zugehörigkeit ist eine der ältesten Fragen unserer Gesellschaft. In den letzten Jahrhunderten gehörten Frauen stets zu einem Mann. Ansonsten stimmte etwas nicht mit ihr. Auch wenn du als Junge in den Kindergarten kommst, dauert es oft keine Woche, bis du von einem anderen Jungen gefragt wirst: „Hey, willst du bei uns dabei sein? Oder bei den Anderen? Ich kann dir aber gleich sagen: Unsere Bande ist viel cooler!“ Menschen wollen nicht nur wissen, wofür du stehst. Sondern vor allem, zu wem du dazugehörst. Ist das unklar, wirst du von allen Seiten getestet. Deine Mitarbeiter wollen wissen, ob du sich für sie einsetzt. Oder ob du diejenige bist, die vom Führungsmeeting mit immer noch mehr Aufgaben für alle zurückkommt. Und deine Führungskollegen wollen wissen, ob du die Richtige bist. Ob du die Ziele des Unternehmens mitträgst. Und ob du die Vorgaben dazu durchsetzen kannst. Es allen recht machen, ist keine Option. Denn wer nicht klar zu einer Gruppe dazugehört, wird auch von keiner Gruppe unterstützt. Vor allem dann nicht, wenn du alleine im Regen stehst.

Die Entscheidung, als Teil welcher Gruppe du dich fühlst, ist also die erste unumgängliche Entscheidung, die zu treffen ist, wenn du als leadership-Lady beginnst. Warum? Weil du dir mit dieser Entscheidung selbst eine Richtung vorgibst. Nämlich die, wem du bereits bist, ähnlicher zu werden – im Laufe der Zeit. In deiner Haltung. In deinen Überzeugungen. Und vor allem in deiner Sprache. Denn wie du dich verhältst, so wirst du auch angesehen. Und zwar von allen.

Was dich als Member in der Führungsgruppe erwartet, ist dabei klar. Du hast zu akzeptieren, dass dich manche lieben und manche hassen. Du wirst dich immer wieder positionieren – vor allem in Krisenzeiten. Du wirst Werte und Prinzipien ausstrahlen – die für deine Mitarbeiter verbindlich sind. Du wirst nicht mehr mit deinem Team gemeinsam ablästern können über „die da oben“ – weil du selbst ein Teil derer geworden bist, die nun von Mitarbeitern so betitelt werden. Aus meiner Erfahrung ist die Sache klar: Nur mit einer klaren Entscheidung wirst du deiner Rolle gerecht. Einer Entscheidung pro Führungsgruppe. Denn gerade Führungsfrauen scheitern am Start nicht an ihren Fähigkeiten. Sondern an der eigenen Unklarheit, zu wem sie zugehörig sein wollen.

Macht es Sinn, sich auch während den Jahren der Führung immer wieder diese Frage zu stellen? Nein! Sie ist am Anfang zu klären! Dann ist die Frage beantwortet. Dann geht es nur noch darum, wie du dich in deiner Gruppe positionierst.